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Krefelder Delegation besucht Wirtschaftsstandort Mar del Plata

In Krefeld wurde das Bandoneon entwickelt; in Mar del Plata entstand auf Basis dieses Instruments der Tango Nuevo. Es ist also ein kulturelles Band, dass die beiden Städte in Deutschland und Argentinien miteinander verbindet. Doch auch wirtschaftlich gibt es eine Menge Anknüpfungspunkte – das wurde beim Besuch der Krefelder Delegation in Mar del Plata deutlich.

Dies ist der zweite Teil unserer Berichterstattung über den Besuch in Mar del Plata im April 2023. Der erste Beitrag beschäftigte sich vor allem mit Kultur und Bildung.  

Gemeinsamkeiten entdecken

Mehr als Tourismus

Künstliche Intelligenz für die Landwirtschaft

Start-ups vernetzen

Gute Stimmung trotz Mega-Inflation

Wirtschaft in Mar del Plata live erleben

Gemeinsamkeiten entdecken

Auf den ersten Blick haben Krefeld und Mar del Plata wenig gemein. Hier die deutsche Stadt mit rund 230.000 Einwohnern. Dort die argentinische Touristenmetropole, deren Einwohnerzahl in den Sommermonaten auf deutlich über eine Million Menschen anschwillt. „Und doch haben wir gemerkt, dass wir vielfach an den gleichen Themen arbeiten und durchaus von unseren unterschiedlichen Erfahrungen profitieren können“, sagt Andreas Struwe von KREFELD BUSINESS. Er war Teil der Krefelder Delegation rund um Oberbürgermeister Frank Meyer, die im April nach Mar del Plata reiste, um die Beziehung zwischen den beiden Städten zu festigen und neue Kontakte zu knüpfen.

Mehr als Tourismus

Beim Treffen zischen Frank Meyer und seinem argentinischen Pendant Guillermo Montenegro wurde deutlich: Zwar ist Mar del Plata, anders als Krefeld, vom Tourismus geprägt. Aber es besteht der Wunsch, eine beständigere, weniger saisonale Wirtschaftsstruktur zu schaffen. Wie die aussehen kann, erfuhren die Gäste im Parque Industrial Mar del Plata, dem fünftgrößten Industriegebiet Argentiniens. Hier haben sich Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau, Lebensmittel sowie Chemie angesiedelt – Wirtschaftszweige, die auch in Krefeld heute eine große Rolle spielen.

Die Krefelder Delegation besuchte unter anderem das Unternehmen QM Equipment, einen Hersteller von mobilen Aggregaten und Anlagenmodulen zur Förderung von Öl und Gas. Oder die GIHON – Laboratorios Químicos SRL, die Konservierungsstoffe für Impfstoffe herstellt und als Weltmarktführer gilt – wobei die globale Distribution ein Partnerunternehmen aus Süddeutschland übernimmt.

Künstliche Intelligenz für die Landwirtschaft

Ebenfalls im Industriepark ansässig ist Camet Robótica, ein Start-up, das Ernte- und Sortieranlagen entwickelt. Das Besondere: Dank künstlicher Intelligenz sind die Anlagen in der Lage, beispielsweise Kartoffeln direkt nach Größe und Weiterverarbeitungseigenschaften zu sortieren. Diese Technologie ist auch für hiesige Märkte interessant, und so gab es direkt im Anschluss an die Reise erste Gespräche zwischen Krefelder Start-up-Experten und dem jungen Unternehmen aus Mar del Plata. „Die Gründer von Camet Robótica planen für den Spätsommer eine Reise nach Europa und wir unterstützen dabei, sie mit potenziellen Partnern in Kontakt zu bringen“, erzählt Angel Alava Pons vom Krefelder Wirtschaftsdezernat. Schließlich gehört Krefeld zur EUREGIO, einem Zusammenschluss von unter anderem landwirtschaftlich geprägten Wirtschaftsräumen in Deutschland und den Niederlanden.

Start-ups vernetzen

Erste Nachgespräche gab es auch bereits mit den Machern des Distrito Tecnológico y de la Innovación. Geplant ist ein Innovationszentrum, das Gründer beim Geschäftsaufbau unterstützt – vor allem in den Bereichen Software, Elektronik, Bio- und Nanotechnologie und Robotik. Auch Elon Musk will sich hier mit seinem Unternehmen Space X engagieren und Gründer beispielsweise bei der Entwicklung von Prototypen begleiten. „Es geht dort, auch abseits solch großer Namen darum, Start-ups mit etablierten Unternehmen zu vernetzen. Etwas Ähnliches können wir uns auch für Krefeld gut vorstellen und insofern ist es besonders interessant, sich mit den Kollegen in Mar del Plata auszutauschen“, erläutert Andreas Struwe. Eine Idee ist, anlässlich der weltweiten Gründerwoche im November, Start-ups aus Mar del Plata und Krefeld virtuell zusammenzubringen.

Gute Stimmung trotz Mega-Inflation

Fazit der Reise: Mar del Plata und Krefeld haben mehr gemeinsam als auf den ersten Blick angenommen. Und doch stellte die deutsche Delegation einen wichtigen Unterschied fest. „Bei einer Inflation von über 100 Prozent wäre die Stimmung bei uns vermutlich deutlich schlechter“, sagt Angel Alava Pons mit Blick auf die positive Mentalität der Argentinier. Zum Vergleich: In Deutschland betrug die Inflationsrate zuletzt um die zehn Prozent – nach Jahren der Minimalinflation.  

Die deutsche Delegation ist begeistert von der argentinischen Gastfreundschaft und würde sich freuen, wenn die Kollegen aus Mar del Plata so bald wie möglich auf einen Gegenbesucht nach Deutschland kommen.

Lesen Sie hier, welche Institutionen aus Kultur und Bildung die deutsche Delegation besucht hat.